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Zuletzt geändert: 11..08.2016, 09:10 CET

M491 Turbo-Look

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Was ist eigentlich der Turbo-Look, der mit dem Optionscode M491 klassifiziert wird?

Mit dem Erscheinen des 911 Turbo im Jahre 1974 bildet sich diese Bezeichnung zunächst im allgemeinen Sprachgebrauch der Enthusiasten heraus, wurde aber später auch als offizielle Bezeichnung des Hauses Porsche gewählt. (immer in der Schreibweise mit dem Bindestrich). „Turbo-Look“, ein zweifellos geschickt gewählter, auf allen Absatzmärkten leicht zu verstehenden Begriff, der keineswegs nur das äußere Erscheinungsbild erklärte, sondern einherging mit der Aufwertung des Images des sonst eher schlichten Porsche 911 SC oder Carrera. Unmittelbar nach Erscheinen des 911 Turbo wurden erste nichtaufgeladene, schmale Autos dem äußeren Erscheinungsbild des Spitzenmodells angepasst.

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Dies geschah zunächst meist in kleineren Werkstätten und leider häufig auch in zweifelhafter Qualität, aber auch die Reparaturabteilung des Mutterhauses war geneigt einem guten Umbauauftrag unter Verwendung von Porsche Originalteilen keine Abfuhr zu erteilen. Im Grunde ist bei jedem Modellwechsel, aber ganz Besonders nach der Präsentation des Spitzenmodells Turbo zu beobachten gewesen, dass einige Besitzer gerne im neuesten Modell oder dessen Look vorfahren wollten, ohne gleich den vollen Kaufpreis dieses Modells zu investieren. Wollte man als Besitzer eines vermeintlichen Turbos glänzen, waren die Eingriffe in die Karosseriesubstanz jedoch sehr weitgehend und kostspielig und so verwundert es nicht, dass auch Porsche den Umbau als Geschäftsmodell gerne aufgriff und möglichst nicht Fremdanbietern überlassen wollte. Was zunächst die Reparaturabteilung tat, griff die „Sonderwunschabteilung“ in späteren Jahren auf und bot den Umbau als Exclusive-Option an.

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Viele Tuner und Fahrzeugbauer erfüllten Kunden den Wunsch nach der brachialen Optik, manchmal leider in sehr fragwürdiger Qualität!


Offiziellen Einzug in die Verkaufslisten, und damit in die Serienproduktion, erhielt die Option 491, der Turbo-Look, aber erst etwa 10 Jahre nach Präsentation des 911 Turbo, also im Modelljahr 1984. Sie war zu dieser Zeit noch als Individualcode eingestuft und die korrekte Bezeichnung in den ersten Jahren lautete: I491. Zunächst war die Bestellung ohne Einbeziehung der Sonderwunschabteilung (heute Porsche Exclusive) nur für das Coupé möglich und vorgesehen. Einige wenige Cabriolets wurden aber dennoch geordert und auch mit allen Insignien des Turbo-Looks versehen, jedoch ohne den Optionscode I491 in Ihren Datenblättern zu haben. Für diese Autos zeigte sich abermals die Abteilung Sonderwunsch verantwortlich.


Ab Modelljahr 1985 waren dann alle drei Modellvarianten des Porsche 911, also Coupé, Cabriolet und auch der Targa mit der Option I491 bestellbar und wurden neben den schmalen Pendants auf dem Serienband gefertigt.


Zum Lieferumfang des in der Option 491 zusammengefassten Turbo-Look Pakets gehörten bei den 911 Carrera 3.2 Modellen:

  • Frontkotflügel des 930 Turbo
    • hier wurden wie beim Turbo zunächst Einschweißteile an den schmalen Pressling angesetzt – ab Modelljahr 1986 ein neuer verbreiterter Pressling als Ganzes entwickelt.
  • Seitenteile hinten
    • ebenfalls bis Modelljahr 1986 wurden in der Karosserieproduktion Einschweißteile an die zunächst schmal gepressten Fahrzeugseitenteile angesetzt. Ab Modelljahr 1986 liest man in der Service Information: "Die von innen sichtbare Schweißnaht ist entfallen. Das Ziehteil wird jetzt in einem Stück hergestellt"
  • Die Frontschürze mit in den Seitenteilen angesetztem Gummispoiler.
  • Der Turbo Heckflügel mit der Gummilippe der Porsche 930 3.3.
    • Front- und Heckspoiler konnte man abbestellen - zunächst ohne preisliche Veränderung, später reduzierte sich der Paketpreis um 2000.- DM. Solche Fahrzeuge wurden zusätzlich mit der Option M470 dokumentiert.
  • Die komplette Bremsanlage des Turbo 3.3, abgeleitet von der des Porsche 917.
  • Achsträger und Stabilisatoren (zunächst 20 mm dann 22 mm hinten, sowie 23 mm vorn) des Turbo.
  • Felgen aus dem Hause Fuchs in Meinerzhagen in den Dimensionen vorn: 7x16 und hinten 9x16 - Reifen 205 55 x 16 und 245 50 x 16 (ab Modelljahr 1986)
  • Hinten wurden längere Radschrauben verbaut und Distanzen von 23 mm für die Fahrzeuge mit G 50 Getriebe ab Modelljahr 1987 verwendet, um die Spurweite auf 1492 mm zu bringen.
    • Die maximal mögliche, eintragungsfähige Breite von Distanzscheiben sind 43 mm.

Nicht im Paket enthalten waren:

  • das Bilstein-Fahrwerk des Turbo (grüne Sportstoßdämpfer an Vorder- und Hinterachse)
    • die Boge Dämpfer analog den Versionen, die auch in den schmalen Varianten des Porsche 911 Verwendung fanden, wurden verbaut
  • die Spurstangen des Turbo, die auf das anfällige gummigelagerte Gelenk zugunsten eines Kugelgelenks verzichten.

Zusammenfassend muss man in Bezug auf das Fahrwerk von einem Mix aus Turbo-Komponenten und Teilen der schmalen Versionen reden. Dies wird in eigentlich allen Publikationen falsch dargestellt.


Turbo-Look ohne M491

Dieses ausgelieferte Fahrzeug, mit der Fahrgestellnummer WP0ZZZ91ZDS102016, wurde mit der Individualausstattung laut Z-Antrag 00297 neben weiteren M-Codes (I327, I777, M186, M197, M261, M469, M499, M559, M568) ausgeliefert und befindet sich im Originalzustand. Es ist ein Fahrzeug aus dem MJ. 1983.

Z-Antrag 00297

  • Turbo Kotflügelverbreiterungen links und rechts
  • Turbo Frontseitenteile links und rechts
  • Bug und Heckspoiler
  • Distanzscheiben und längere Radbolzen
  • Leichtmetallräder geschmiedet 7Jx16 vorne und 8Jx16 hinten
  • Hinterer Deckel ohne Modellbezeichnung (M498)
  • Rechteckige Nebelscheinwerfer weiss (M429)

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Porsche vergab für diese Autos ebenfalls einen eigenen M(I)-Code. Der I777 klassifiziert den Turbo-Look-Umbau bei 13 Coupes - zwei Targas und zwei Cabriolets. Alle Autos aus dem MJ. 1983 und nur für Deutschland (C00) gebaut!

Das frühste dem TL-R vorliegende offizielle Porsche-Dokument, in dem ab Werk ein Turbo-Look-Umbau testiert wird, bezieht sich auf einen Carrera 3.0 aus dem MJ. 1977. Die Quelle aus der das Wissen um die Werksverbreiterung im Mutterhaus stammen könnte, bleibt aber bis heute verborgen.

Den meisten Umbauten dieser Zeit, wie auch beim vorstehenden Exemplar, gemeinsam ist die Tatsache, dass lediglich optisch nachgeholfen wurde, technisch aber alles beim Alten blieb.

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Es wurde - aus heutiger Sicht bedauerlicherweise - keine eigenständige Fahrgestellnummer für die raren im Turbo-Look gefertigten Fahrzeuge vergeben.

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In Großbritannien hieß der Wagen "Carrera Turbo-Look - Special Sport Equipment" und ab 1987 dann offiziell "Supersport". Der UK-Markt (C16) erschloss sich erst ab Modelljahr 1986 also etwa ab September 1985 - nur zwei frühere Fahrzeuge (MJ. 1985) existieren, entpuppte sich aber als der beste Absatzmarkt der Porsche AG für die Carrera Turbo-Look bis 1989. Interessant ist, dass überdurchschnittlich viele Fahrzeuge mit in Wagenfarbe korrespondierenden Sitzkedern (Z04241) ausgeliefert wurden.

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